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Schülerinnen und Schüler der LWS erinnern am Holocausttag

09. 02. 2023

Gedenkfeier am Alten Markt

Die Schülerinnen und Schüler des 9. und 10. Jahrgangs der Ludwig-Windthorst-Schule Ostercappeln luden auch in diesem Jahr anlässlich des Holocaust-Gedenktags zu einer öffentlichen Gedenkveranstaltung in den Hof des Hauses Alter Markt / Caselato ein. Sie hatten sich im Vorfeld intensiv mit diesem Thema beschäftigt. In den Mittelpunkt des Gedenkens stellten die Jugendlichen die jüdische Familie Meyer und Pater Riepe aus Ostercappeln sowie den Maler Felix Nussbaum aus Osnabrück. Die Einbettung in den historischen Kontext sowie musikalische Untermalungen rundeten die Präsentationen ab.

Die Veranstaltung wurde musikalisch eröffnet mit dem Musikstück „Yerushalayim Shel Zahac“. Zwei Schülerinnen zündeten währenddessen eine große Kerze an, die sie in die Mitte des Hofes Alter Markt gestellt hatten. Hier befinden sich die Stolpersteine für Josef und Helene Meyer. Es folgte die Begrüßung durch Bürgermeister Erik Ballmeyer. Er betonte die Bedeutung der Gedenkfeier für die Gemeinde Ostercappeln und erinnerte an den historischen Anlass: Am 27. Januar 1945 befreite die russische Armee das Konzentrationslagers Auschwitz. Während der NS-Zeit ermordeten die deutschen Nazis weit über eine Million Männer, Frauen und Kinder.

Schulleiter Dr. Stefan Schubert betonte anschließend, wie wichtig das Gedenken auch 78 Jahre nach der Befreiung des KZ Auschwitz noch immer ist: Mit dem Blick in die deutsche Geschichte schaffe man eine Orientierung für die Zukunft – eine Orientierung, die auch heute dringend benötigt werde, um uns gegen Völkerhass und Totalitarismus zu schützen. Diese könne erreicht werden durch die Erinnerung an die Vergangenheit, an den Holocaust, an die damals ermordeten Juden und alle anderen Opfer des Nationalsozialismus. Wir alle müssten erkennen, wohin die Ausgrenzung von Menschen mit anderen Meinungen, Hautfarben, sexuellen Orientierungen u.v.m. führen könne. Schubert unterstrich: „Gegenseitige Toleranz fängt schon im Kleinen an, nämlich bei uns selbst. Auch in unserer Schule, in der täglich 360 Kinder und Jugendliche zusammenkommen, verlangen wir gegenseitigen Respekt. Wir wollen keine Angst haben vor Lästereien, Mobbing oder sogar vor Gewalt.“

Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9c erklärten anschließend dem Publikum die Bedeutung des Wortes „Holocaust“, frei übersetzt: „große Katastrophe“. Sie schilderten die unfassbaren Verbrechen der deutschen Nationalsozialisten. Diese verfolgten während ihrer Herrschaft ihre jüdischen Mitmenschen, entrechteten sie, sperrten sie ein, misshandelten und ermordeten sie. Eindrucksvoll war die Präsentation der Klasse 10b. Die Jugendlichen hatten vor kurzem das Felix Nussbaum Museum in Osnabrück besucht. Nun berichteten sie vom Leben des jüdischen Malers und stellten seine wichtigsten Bilder vor. Es wurde deutlich, dass seine Kunstwerke im Laufe der Jahre immer düsterer und trauriger wurden. Sie spiegelten damit die zunehmend verzweifelte Situation der Nussbaums und aller anderen jüdischen Familien in Europa während des Nationalsozialismus wider.

Die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9a und 9b stellten schließlich den Bezug zu ihrem Heimatort Ostercappeln her. Sie schilderten eindringlich das Schicksal der Eheleute Josef und Helene Meyer, die im Alter von über 80 Jahren aus ihrem Haus in der Windthorststraße deportiert und im KZ Theresienstadt ermordet wurden. Ebenso wie Josef und Helene war deren entfernte Verwandte Erna Meyer jüdischen Glaubens. Sie wohnte mit ihren Kindern Ruth und Hans in der Bahnhofstraße, an der auch die LWS liegt. Genau wie Felix Nussbaum wurden Erna und Hans Meyer im KZ Auschwitz ermordet, Ruth ist nach ihrer Deportation 1943 verschollen. Die Neuntklässler erinnerten auch an den in Schwagstorf geborenen Pater Franz Riepe. Ihm warf die Gestapo vor, einen Hirtenbrief holländischer Bischöfe mit scharfer Kritik am NS-Regime verbreitet zu haben. Riepe wurde verhaftet und im August 1942 im KZ Dachau ermordet.

An der Gedenkfeier nahmen rund 160 Menschen teil. Diese waren besonders beeindruckt von Stella Degener (9c) und Estere Ciguze (7a). Die beiden Mädchen sangen zwischen den einzelnen Präsentationen jeweils eine Strophe des jüdischen Volksliedes „Hevenu Shalom Alechem“. Es beschreibt die Sehnsucht der Menschen nach Frieden. Zum Schluss der Veranstaltung hielten Jungen und Mädchen der Klasse 9c große Buchstaben in die Höhe, die das Wort FRIEDEN bildeten. Einer jüdischen Tradition folgend legten die Schüler, Lehrer und viele weitere Gäste dann jeweils einen kleinen Stein um die Kerze, die während der gesamten Zeit in der Mitte des Hofes brannte. Sie drückten damit aus, dass die Verstorbenen nicht vergessen werden.

Für das Gelingen dieser Veranstaltung bedankt sich die LWS bei ihren Kolleginnen Frau Arcan, Frau Imbusch, Frau Jeanne-Djekic, Frau Klanke und Frau Jankowski für die inhaltliche Vorbereitung; bei Frau Niehues für die Organisation des musikalischen Rahmens und bei Herrn Maßbaum für die Bereitstellung der Technik.

Bei Frau Caselato bedanken wir uns dafür, dass sie uns auch in diesem Jahr ihren Hof zur Verfügung gestellt hat und bei Herrn Dr. Kahlert, auf dessen gründliche Forschungsergebnisse zum jüdischen Leben in Ostercappeln wir seit Jahren zurückgreifen dürfen.

Unser besonderer Dank gilt den Schülerinne

 

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