Drei Schicksale, an die neue Stolpersteine in Ostercappeln und Bohmte erinnern
Gedenktafeln aus Messing
Stolpersteinverlegungen 2021 Ostercappeln und Bohmte
Aus dem Wittlager Kreisblatt:
Gedenktafeln aus Messing Drei Schicksale, an die neue Stolpersteine in Ostercappeln und Bohmte erinnern
Ostercappeln/Bohmte. Drei weitere Stolpersteine erinnern an jüdisches Leben im Wittlager Land und an Gegner des Nationalsozialismus. Der Aktionskünstler Gunter Demnig hat diese Mahnmale am Mittwochnachmittag in Ostercappeln und Bohmte verlegt.
Demnig hat diese besondere Form des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus im Jahr 1993 gestartet, indem er vor dem jeweils letzten selbstgewählten Wohnort der Menschen Gedenktafeln aus Messing – das sind die Stolpersteine – in den Bürgersteig einlässt. "Denn: Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist". Diesen Spruch aus dem Talmud zitierte Birgitt Oelgeschläger, die die Veranstaltung am Hauweg in Bohmte moderierte. Der Verein "Starkes Dorf Ostercappeln" und ein Team aus Bohmte hatten das Programm an beiden Orten vorbereit
Schüler der Ludwig-Windthorst-Oberschule Ostercappeln sowie der Oberschule Bohmte und der Wilhelm-Busch-Schule Hunteburg stellten die Menschen vor, an die die Stolpersteine– es handelt sich dabei um quadratischen Messingtafeln mit Namen und Daten der Opfer– und das Schicksal der Menschen erinne
An wen erinnern die Steine? Der erste Stein wurde auf dem Kirchplatz vor dem Pfarrheim Ostercappeln verlegt. Dort predigte der Kapuzinerpater Wigbert Beckers. Er wurde 1943 wegen kritischer Äußerungen zum Nationalsozialismus verhaftet in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Er überlebte das KZ, den er konnte auf einem der Todesmärsche 1945 flüchten. Er starb 1981. Sein Stein ist direkt neben dem Stolperstein platziert, der 2008 für Pater Franz Riepe gesetzt wurde.
Ein zweiter Stolperstein soll an Hugo Meyer aus Ostercappeln erinnern, der 1933 in den Selbstmord getrieben wurde. Dieser neue Stein soll direkt neben drei bereits liegenden Stolpersteinen in naher Sichtweite des Hauses der Familie an der Bahnhofstraße in Ostercappeln gesetzt werden. Diese erinnern an war Erna Meyer, die mit ihren Kindern Hans und Ruth an der Bahnhofstraße in Ostercappeln wohnte. Versuche, das Haus zu verkaufen, um emigrieren zu können, gelangen nicht. Die Familie zog nach Köln.1943 wurden Erna, Hans und Ruth Meyer verhaftet und nach Auschwitz deportiert und umgebracht.
Ein dritter Stein wurde vor dem Haus am Hauweg 31 in Bohmte gelegt, wo Rosa Heumann, geb. Stern, seit Mitte der 1930er Jahre gewohnt hat. Sie flüchtete Ende 1938 zunächst nach Holland, wurde aber dort interniert und schließlich 1943 in das Lager Sobibor gebracht und dort ermordet. In dem Haus lebten auch Siegmund und Caroline Stern, die 1941 deportiert und ermordet wurden. Deren Stolperstein wurde bereits 2008 am Hauweg verlegt.
Dass 1938 auch Rosa Heumann dort wohnte, war vor 13 Jahren noch nicht bekannt. Das hätten erst später Recherchen von Franz Kahlert vom Starken Dorf ergeben, so Jürgen Telgkaemper vom Vorbereitungsteam aus Bohmte. Er selbst hat auch nachgeforscht und mithilfe der Gemeindeverwaltung Meldeunterlagen der Bohmterin gefunden. Rosa Heumann muss im Dezember 1938 unter dramatischen Umständen über die grüne Grenze geflüchtet sein, berichtet Telgkaemper, denn die Niederlanden hatten bereits Mitte 1938 die Grenze für Flüchtlinge aus Deutschland geschlossen. Die Flucht rettete ihr letztlich nicht das Leben. Sie interniert, deportiert –"und dann war es aus", so Telgkaemper.
Warum werden Stolpersteine verlegt? Es gehe um mehr als die Erinnerung an ehemaligen Mitbürger, so Stefan Schubert, Leiter der Oberschule Ostercappeln. "Ihren wichtigsten Zweck erfüllen die Steine, wenn wir durch sie daran erinnert werden, dass die Würde der Menschen zu achten ist und dass die Menschenrechte für alle in gleichem Maße gelten."
Bild zur Meldung: Vortrag Portal St. Lambertus unmittelbar vor der Steinverlegung - Esther Goldschmidt