Ein neuer Weg

Antrag des Vereins „Starkes Dorf e.V.“ auf Umbenennung der Gemeindestraße „Steinweg“

Der Verein „Starkes Dorf e.V.“ hat mit Schreiben vom 28. Juli 2017 einen Antrag auf Umbenennung der Gemeindestraße „Steinweg“ gestellt. Herr Borgmeier erläutert das Antragsschreiben. Beim „Steinweg“ handelt es sich um eine fußläufige Verbindung, an der keine Hausnummern vergeben wurden. Mechthild Reiker ist stark beeindruckt, durch die Begründung im Antrag so viel über Pater Hanxleden erfahren zu haben. Sie ist dankbar für die Idee, den Namen des Paters in besonderer Weise zu würdigen. Allerdings wünscht sie sich dafür eher einen Ort/Platz im Zentrum von Ostercappeln mit entsprechender Info-Tafel. Der „Steinweg“ ist ihr von der Wertigkeit für eine solche Würdigung zu gering. Karl-Heinz Stosiek schließt sich den Ausführungen an. Eine Würdigung von Pater Hanxleden wird ausdrücklich begrüßt. Um den Namen in aller Munde zu halten, kann sich die CDU-Fraktion durchaus vorstellen, zukünftig eine neue Straße so zu benennen. Peter Kovermann gibt zu bedenken, dass der Bekanntheitsgrad des „Steinweges“ eher als gering eingeschätzt werden muss. Eine Würdigung von Pater Hanxleden würde hier sicher nur eine untergeordnete Rolle spielen. Das Aufstellen einer entsprechenden Info-Tafel hält er eben-falls für absolut erforderlich, da sonst nur wenige Mitbürger mit dem Leben und Wirken des Paters etwas anfangen können. Johannes Klecker regt an, evtl. den neuen Platz (Parkplatz) an der Gartenstraße im Bereich der dort entstehenden Mehrfamilienhäuser als „Pater-Hanxleden-Platz“ zu bezeichnen. Herr Borgmeier erläutert, dass es für einen solchen Beschluss noch zu früh ist. Gegebenenfalls sollte nach der Fertigstellung des Platzes erneut darüber beraten werden.

 

Der Ortsrat Ostercappeln fasst einstimmig folgenden Beschluss:

Der Umbenennung der Gemeindestraße „Steinweg“ in „Arnos Padiri – Steinweg“ wird nicht zu-gestimmt. Die Straße wird für die Würdigung von Pater Hanxleden als zu klein und zu versteckt angesehen. Es soll nach Alternativen (Straßen/Plätzen) direkt im Ortskern gesucht werden. Zu gegebener Zeit soll die Angelegenheit erneut im Ortsrat Ostercappeln beraten werden.

 

Mit einem weiteren Antrag kam folgender Vorschlag:

Neuer Name: „Arnos Padiri – Steinweg“, anstatt: „Steinweg“ und anstatt „Teilstück Waldstraße“ (Abschnitt Sonnenhöhe bis Häuser Waldstraße Nr. 5 bzw. 7)

 

Begründung:

 

Örtliche Situation:

Der bestehende „Steinweg“ ist ein eigenständiger Fußweg, der die Ortsmitte Ostercappelns als Verlängerung der Gartenstraße (vom Standort Einmündung Garten- in die Vennerstraße) zum Kapellenberg. Er endet derzeit an der Einmündung in die Sonnenhöhe. Eine Verlängerung dieses Weges nach Norden bis zu den Häusern Waldstraße 7 bzw. 5 kann man sich gut vorstellen. Mit Zustimmung dieser beiden Anlieger könnte die „neue benannte Straße“ im rechten Winkel von 90° ostwärts bis zur Einmündung in die Waldstraße verlängert werden. Der zuletzt beschriebene Straßenabschnitt gehört ebenfalls zur Waldstraße. Dieser neu zu benennende Weg zur Erinnerung an Johann-Ernst-Hanxleden liegt City nah.

 

 

Wer war Pater Hanxleden, auch Arnos Padiri genannt?

So jedenfalls nannten und nennen noch heute die Inder liebevoll Johann Ernst Hanxleden, eben Pater Ernst auf Malayalam, der bis 1698 das Gymnasium Carolinum (Jesuitenschule) zu Osnabrück besuchte. Als nach dieser Schulzeit 1699 Pater Wilhelm Weber aus Augsburg im Osnabrücker Carolinum einen Vortrag über die Mission in Malabar hielt, gab es für den jungen Mann keinerlei Hindernisse, Weber zu folgen – und zwar sofort. Als 18-jähriger Novize machte sich Hanxleden am 3. Oktober 1699 zusammen mit den Patres Wilhelm Weber, der als sein Vorbild und geistiger Vater galt, und Wilhelm Mayer sowie dem Arzt (Bader) Franz Kaspar Schillinger auf einen beschwerlichen Weg nach Osten. Am 13. Dezember 1700 erreichten Hanxleden und Schillinger – die Priester Weber und Mayer waren unterwegs auf See qualvoll verstorben – die Handelsstadt Surat in Indien. Aber auch hier hielt es Hanxleden und den Laienbruder Schillinger nicht lange, und sie setzten ihre Reise durch die feuchtwarme, tropische Region über Goa nach Malabar, dem heutigen Kerala, fort. Zwanzig Jahre benötigte Hanxleden, um den ersten Teil seines Lebensweges aus dem Osnabrücker Land, dem Land seiner Herkunft, bis zu den Orten seines so segensreichen Wirkens im Süden des riesigen Reiches Indien zu finden. Mutig ging er auf Menschen zu, die ihm zunächst ganz fremd waren (laut Wittlager Kreisblatt vom 15. Juli 2017). In Deutschland; auch in Ostercappeln finden sich nur wenige, die um seine Geschichte wissen. Sollte man dies überhaupt? Sollte man! Ja, das meinen wenigstens der bekannte Luxemburger Sprachforscher Prof. Dr. Jean Claude Muller und der indische Journalist Raju E. Raphael, die zusammen mit dem Kameramann Prakash Gorbahadur diesem Ansinnen nachgekommen sind und einen Film über Hanxleden nicht nur in Indien, sondern auch in unserer Region gedreht haben. Drei Tage im Juli filmten die Gäste in Begleitung von Lona Davis Thekumthala aus Berlin in Ostercappeln, am ehemaligen Stammsitz der Familie von Hanxleden Groß-Eickel bei Blasheim und in der alten Bischofsstadt Osnabrück. Dieser Streifen soll im Laufe des Jahres 2018 im Sender „Arte“ zu sehen sein. Bei allen Zusammenkünften von Gästen und Gastgebern wurde deutlich, Arnos Padiri hat sich als Europäer so umfassend in eine fremde Kultur integriert, dass er ihr Denken und Fühlen sich unbewusst zu eigen gemacht hat, Inkulturation im wahrsten Sinne. Johannes Ernst Hanxleden war in diesem Bereich ein Pionier, aus dessen Vorbild wir, und ganz besonders die Jugend gerade jetzt profitieren können. Haben wir verstanden? Wir müssen „dran bleiben“! Es gibt aber noch einiges zu tun, bemerkt Jean-Claude Muller: „Hanxleden muss bekannter werden“. Der Wissenschaftler regte an, doch eine Straße in Ostercappeln nach Hanxleden zu benennen. Der Verein Starkes Dorf sieht das Schwellenland Indien aufstrebend und in der Zukunft sehr wichtig für Deutschland. Auch heute noch kann Hanxleden Brückenbauer zwischen Europa und dem bedeutenden Morgenland werden. Dazu sollten wir mit dem neuen Straßennamen einen kleinen Beitrag leisten.

 

Zunächst liegt es nahe, Straße und Weg den Namen „Hanxleden-Steinweg“ zu geben. Andererseits macht „Arnos Padiri“ neugieriger und durch Einsatz von Barcodes, 2 D-Codes, lässt sich Hanxledens Geschichte vom Straßennamen Schild optoelektronisch leicht „abtasten“, auch in Fremdsprachen*). Dieses System wird sich in Zukunft immer stärker durchsetzen; deswegen bevorzugen wir den Namen „Arnos Padiri“. Der Name „Steinweg“ dürfte seine Herkunft als „Fußpatt“ von der Dorfmitte zur Bergeshöhe haben, ein Trampelpfad, der etwa im 19. Jahrhundert zur Zeit des Baus von Marienkapelle und Kreuzweg (eingeweiht am 29. Juli 1856) mit Steinplatten befestigt wurde (Vermutung!). **) s. u. Auch ist ersichtlich, dass der Lebensweg Hanxledens durchaus mit vielen Steinen besetzt war.

 

Artikel aus der indischen Tageszeitung "The Hindu":

„John Ernest Hanxleden, an 18-year old German, started his voyage to India in October 1699 from a seaport of Lower Saxony in Germany. He disembarked at Goa in January 1701, later travelled to Kerala, and lived here till his death in 1731 at the age of 50. He was fondly called Arnos Pathiri by local people and was a poet, scholar, linguist, grammarian, lexicographer, philologist and author of several books in Malayalam and Sanskrit. He is the author of the first Malayalam dictionary and introduced the Bible to the local people in the form of a poem Puthenpana – an epic on life of Christ. It took another century for bible to be brought out in prose in Malayalam. He built a church at Velur in Thrissur district, where he served as parish priest for a decade. The church is still there and is is a historical monument. His other literary contributions include Chathuranthyam, Genevieva, Punyarcharithram, Ummaadaey Dhukhkham. Arnos Pathiri was the first to compile a Malayalam dictionary. It describes Malayalam words both in Sanskrit and Portuguese. He also wrote a short and succinct grammar for the Malayalam language. He had contributed more than a thousand new words, which are still in use, to the Malayalam language. He died in 1731 reportedly of snakebite. He was buried at the St. Antony´s Ferona church in Pazhuvil.“