Friedensandacht und Erinnerung an das Kriegsende in Ostercappeln Osterdienstag 1945

12. 02. 2021

Der Verein „Starkes Dorf e.V.“ aus Ostercappeln teilt mit:

Sich mit der Geschichte zu befassen ist die einzige Möglichkeit, als Gesellschaft kollektiv zu einer Selbsterkenntnis zu kommen“ (Eva Schlotheuber*) in einem Interview Mai 21 bei der NOZ)

 

Gedenkfeier und Friedensandacht auf dem Friedhof Ostercappeln

Mittwoch d. 23. Juni 2021 – 18 Uhr

 

Diese Veranstaltung - zunächst in der Karwoche 2020 und erneut 2021 vorbereitet - musste wegen der Krise zweimal abgesagt werden. Anlass sollte Erinnerung sein:

 

70 Jahre Kriegsende in Ostercappeln, Ostern 1945 – 2015“

 

Starkes Dorf e.V.“ meldete im Januar 2021:

Auch dieser Termin kann wegen der Krise leider nicht eingehalten werden!

 

Neuer Vorschlag: Mittwoch 23. Juni 2021 – 18 Uhr zum Gedenken an d. 21. Juni 1941 „Überfall der Deutschen auf die Sowjetunion vor 80 Jahren“

 

Ehrenamtliche Tätigkeiten in angespannter Lage fordern immer wieder heraus! Im Gespräch mit Verantwortlichen konnte mit dem 23. Juni jetzt ein neuer Termin für die Veranstaltung auf dem Friedhof festgelegt werden. Ein Datum, das weltweit an den Überfall der Deutschen auf die Sowjetunion vor 80 Jahren erinnert. Gerade dieses Verbrechen gilt als Anschub und Verschärfung eines ideologischen Vernichtungskrieges, zu dessen Motivlagen in Hass und verheerendem Nationalstolz gerade Antikommunismus, Antisemitismus und Menschenverachtung gehörten. Millionen sowjetischer und auch serbischer Bürger und Kriegsgefangene wurden durch die deutschen Nazis ermordet. Auf dem Ostercappelner Friedhof befindet sich ein Grabfeld mit zwölf serbischen Soldaten, die Karfreitag 1945 ihr Leben bei einem Tieffliegerangriff verloren haben. Neben Bürgern aus dem Ort werden auch serbische und russische Orthodoxe der Gemeinde zum Hl. Georg in Eversburg zum Gedenken eingeladen. Das Grab der Serben wird von Irmgard Reiffenschneider aus Haaren seit vielen Jahren nachhaltig gepflegt. Ihr ist es nicht möglich sich um Gräber der Angehörigen, die weit im Osten ruhen, zu kümmern; diese Pflege motiviert sie, und lässt sie so immer wieder an ihre verstorbenen Eltern und Geschwister denken, dabei im Wunsch, auch in der Ferne wird es Menschen geben, die es ihr gleich tun.

 

 

In voraus gegangenen Einladungen vom 3. Februar 20 und erneut Januar 21 hieß es:

 

seit Osterdienstag 1945 schweigen nach dem schrecklichen Zweiten Weltkrieg seit 75 Jahren die Waffen in Ostercappeln.

Anlass seit Jahrzehnten für Bürger und Gläubigen sich in der Karwoche zu erinnern und um Frieden zu beten.

Insbesondere sind Flucht der Menschen in Richtung unseres Dorfes nach dem verheerenden Angriff am Palmsonntag auf Osnabrück, der Tieffliegerangriff am Karfreitag auf Serbische Offiziere in Haaren, das mutige Auftreten von Ostercappelner Bürger beim überstürzten Fliehen der Nazis aus der Stadt und an das Gelübde der Pfarrgemeinde St. Lambertus tief im Bewusstsein besonders der älteren Bürger geblieben.

Unser Bundespräsident Steinmeier: `Wir heute, wir gemeinsam tragen die Verantwortung für das vereinte Europa. Für Deutschland, das diesen letzten großen Krieg auf europäischem Boden entfesselte, ist es eine besondere, eine bleibende Verantwortung. Wir stehen zu dieser Verantwortung, tragen sie weiter´.

Das verpflichtet auch unsere Gemeinde.

Priester und Mitglieder der Serbisch-orthodoxen Gemeinde versammeln sich in jedem Jahr am Karfreitag vor dem Grab ihrer gefallenen Soldaten zu einer Andacht, an der auch einige Ostercappelner teilnehmen.

75 Jahre nach den Ereignissen in der Osterzeit 1945 möchten wir wieder eine ökumenische Feier für alle Toten der Kriege begehen.

 

Der Verein „Starkes Dorf e.V.“ hat es seit 2005 zur Aufgabe gemacht, an diese Tage zu erinnern und die Feiern auf dem Friedhof der Gemeinde vorzubereiten“.

 

70 Jahre Kriegsende in Ostercappeln - Ostern 1945 – 2015

 

Nach dem verheerenden Bombenangriff auf Osnabrück Palmsonntag 1945 zogen ständig Kolonnen von Ausgebombten mit Fahrrädern, Hand- und auf Pferdewagen über die Reichsstraße 51 in Richtung Ostercappeln. Tagelang hing eine übelriechende Dunstglocke über dem Dorf und trübte das Frühlingslicht. Wie Hummeln jagten ohne Voranmeldung Tiefflieger heulend übers Land und schossen auf alles, was sich bewegte. Das Grummeln der näher rückenden Westfront, oft von Sirenengeheul unterbrochen, begleitete ständig gebeugt umherziehende Menschen, überwiegend Frauen, Alte und Kinder, aber auch Soldaten, die nicht mehr weiter wussten. Die zahlreichen Verletzten im Krankenhaus sowie in den Lazaretten des Ortes in Gasthäusern und Hotels sowie evakuierte, ausgebombte und geflüchtete Menschen hatten die Einwohnerzahl Ostercappelns in Kürze verdoppelt.

Schmerzliche Wahrheit oder quälende Ungewissheit über ihre Lieben lasteten auf den Frauen. Angst, Schuldgefühle, Hoffnungslosigkeit, Kummer, Trauer und Verzweiflung quälten sie heftig, bei vielen wandelten sie sich nach Meinung der Philosophin Hannah Arendt bisweilen in Gefühlsunfähigkeit, Apathie, Herzlosigkeit, Übergang in Hartnäckigkeit, nicht begreifen zu wollen, Flucht vor der Wirklichkeit und Flucht vor Verantwortung um.

Eine Gemengelage schwer belastender Geschehnisse aus allen Richtungen traf das Innere überlebender und erschöpfter Wesen.

 

 

 

Nur wenige Menschen vermögen heute diese depressive Atmosphäre während der letzten Kriegstage in Deutschland nachzuvollziehen! Erschreckende und bedrückende Ereignisse begaben sich in der Pauluskirche, als während des Karfreitagsgottesdienst unbewaffnete Soldaten in fremden Uniformen hier Schutz vorm Feind suchten, verängstigte Frauen an die Westwand des Raumes zurückwichen und sich Pastor Steinmetz schützend vor sie stellte oder als am Ostermontag Heinrich Witte den verzweifelten, überwiegend weiblichen Gläubigen ein Gelübde anbot, um so Unheil von Ostercappeln abzuwenden. Nach den frühlingshaft milden und sonnigen Ostertagen in brenzliger Luft regnete es am Dienstag d. 3. April deutlich. Mit Nachlassen des Regens traf bei einsetzender Dämmerung eine britische Vorhut von der Großen Heide am südlichen Ortsrand von Ostercappeln ein. Erfahrene Senioren konnten auch hier, wie vielfach in den Dörfern, unerfahrene und nur im nationalsozialistischen Sinn erzogene Jugendliche von sinnloser und gefährlicher Verteidigung abhalten. Die einmarschierenden Briten verhielten sich sehr fair.

Der Ruf nach der Mutter in Todesnähe - „Maria hat geholfen“, so heißt es bis heute. Ostercappeln zeigte sich ab dem 3. April 1945 vom Nationalsozialismus befreit, aber heute wissen wir es, auch hier, wie überall, gab es nicht die Stunde null.

Siebzig Jahre nach Kriegsende gilt es heute, da wieder einzelne dunkle Wolken aufziehen, erst recht an den Erhalt des Frieden zu erinnern.

 

*)Vorsitzende „Historiker“

 

 

Programm zur Gedenkfeier und Friedensandacht am 23. Juni 2021 auf dem Friedhof zu Ostercappeln wird in Kürze bekannt gegeben!

 

 

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In Hinblick auf die derzeitigen Gegebenheiten in unserm Land sehen und fühlen sich Vorstand und Mitglieder leider verpflichtet, einige der geplanten    

Veranstaltungen bis zur Beruhigung der Krise abzusagen.                                

 

Vorbereitungen für den geplanten Bürgerausflug  am 14. Mai 2022 mit den Osnabrücker Dampflokfreunden von Bohmte zum Zechenbahnhof am Piesberg laufen weiter. 

Der Verein „Starkes Dorf“ wünscht allen Lesern unserer Homepage Gesundheit; es werden wieder hellere Tage kommen".

Danke!

 

 

Bild zur Meldung: Am Grab der serbischen Soldaten wieder am 23. Juni 2021